Kleingewerbe Steuerfrei? Diese Mythen solltest Du als Handmade Kleinunternehmer kennen!
- Manuela Voll - Dein Handmadecoach
- 29. Apr.
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 8. Mai
"Mach doch einfach ein steuerfreies Kleingewerbe"
sagte mein Partner 2017 zu mir und ich dachte "ok"... Also ab aufs Amt einmal Gewerbe anmelden, IHK, BG usw.
Cool, ich meine wie nett ist es denn in Deutschland, dass Du 17.500€ (damalige Umsatzgrenze zur Berechnung) einnehmen darfst ohne Steuern zu zahlen.
Kleiner Side Fakt: Ich bin damals in mein Handmade Business rein gestolpert und hatte nie die Idee mich selbstständig zu machen damit, somit hatte ich NULL also wirklich 0 Wissen mir im Vorfeld eingeholt und bin somit ein bisschen blauäugig rein geschlittert.
Handmade Kleingewerbe wirklich steuerfrei? Klingt zu schön um wahr zu sein! Spoiler: Ist es auch nicht!
Aber erst mal ein Hello Du handmade Queen! 👑Wie schön, dass Du da bist – heute räume ich mal auf – und zwar mit ein paar hartnäckigen Mythen rund ums Thema Kleingewerbe die sich seit Urzeiten halten. Und zugegeben viele wusste ich auch lange nicht und obwohl ich einige weiß, orientiere ich mich auch an der Masse, weil das im Sprachgebrauch sich so etabliert hat.
Wenn Du mir schon länger folgst, dann weißt Du, aus rechtlichen Dingen halte ich mich meist raus, da ich keine Rechtsberatungen durchführe und es auch ein wenig fahrlässig finde ohne Fachexpertise rechtliche Themen abzubilden. Daher auch mein Tipp aus gegebenen Anlass: Da (gerade auf social Media) viele Handmade Queens ohne fachliche Expertise Kolleginnen rechtliche Tipps geben.
Bitte informiere Dich nur bei Fachkräften, da die Aussagen auf social Media oft lückenhaft und/oder falsch sind!
Ich bin als Instagram- und (SEO-) Shop Expertin immer im Kontakt mit meinen Kunden. In der Zusammenarbeit kamen öfters folgende Mythen, weshalb ich mich dazu entschlossen habe, diese heute aufzuklären.
Wenn Du auch im Handmade Business unterwegs bist, dann wird das hier garantiert spannend für Dich. Also schnapp Dir einen Kaffee, lass die Bügelwäsche links liegen und los geht’s mit den drei Mythen!
Wichtig: Das ersetzt keine Rechtsberatung! Diese biete ich nicht an. Ich empfehle ausdrücklich rechtliche Beratung nur von Fachkräften anzunehmen! Alle Inhalte sind nach bestem Wissen und Gewissen aufbereitet. Bitte belese Dich immer für tagesaktuelle Änderungen!
Mythos 1: "Ich habe ein Kleingewerbe."
Vielleicht hast Du das auch schon mal gesagt: „Ich habe ein Kleingewerbe.“
Das klingt vertraut, jeder kann damit schnell was anfangen – aber genau genommen ist es rechtlich nicht korrekt. 🙈
Tatsächlich sind wir, wenn wir im Handmade Business tätig sind, meist Kleinunternehmerinnen im Sinne des §19 Umsatzsteuergesetz, wenn wir auf die Ausweisung der Mehrwertsteuer an unseren Kunden verzichten. Das bedeutet: Wir sind von der Umsatzsteuer befreit und müssen keine Umsatzsteuer auf unseren Rechnungen ausweisen.
Kleingewerbe hingegen beschreibt eine bestimmte Art der Gewerbeanmeldung, nicht den steuerlichen Status. Kurz gesagt: Kleinunternehmer ≠ Kleingewerbe.
Warum ist das wichtig? Weil bei manchen bürokratischen oder rechtlichen Fragen genau unterschieden wird. Wenn Du Dir also sicher sein willst, immer die richtigen Formulierungen zu verwenden, dann merk dir:
✅ Ich bin Kleinunternehmerin nach §19 UStG.
Aber ich weiß: Kleingewerbe ist im sprachlichen Gebrauch einfach häufiger anzutreffen und es gibt (sogar im schlauen Internet) oft die Verwechslung dieser Begriffe. (Ja auch ich nutze eher den Begriff Kleingewerbe, weil es so etabliert ist.)
Mythos 2: "Als Kleinunternehmerin bin ich steuerfrei."
Oh, wäre das schön, oder? 😅 Jetzt könnte ich ja sagen: Wir leben in Deutschland und haben uns fleißig an die Spitze der Länder mit den höchsten Steuerabgaben gearbeitet. Schon alleine deshalb müsste man sich denken können, dass das vermutlich eher nicht steuerfrei ist - Aber auch ich war über 1 Jahr unwissend darüber, dass mein Kleingewerbe nicht steuerfrei ist (bis meine Steuerberatung mich darauf aufmerksam machte). Ja, die Steuer habe ich immer machen lassen, da ich einfach keine Lust darauf hatte, das war auch das was ich mir immer gegönnt hatte.
Da sich der Mythos mit dem steuerfreiem Kleinunternehmen immer noch hartnäckig hält, wollte ich darüber unbedingt aufklären, welche Arten von Steuern nicht frei sind und was das für Dich bedeutet.
Als Kleinunternehmerin bist Du von der Umsatzsteuer befreit – das heißt, Du musst auf Deine Verkäufe keine 19% Mehrwertsteuer draufschlagen und somit auch keine Umsatzsteuer ans Finanzamt abführen.
Aber Achtung: Dein Einkommen aus dem Handmade Business ist deshalb noch lange nicht steuerfrei, Du zahlst lediglich keine Gewerbesteuer und Umsatzsteuer, aber Du zahlst Einkommenssteuer auch auf Den Gewinn Deines Kleinunternehmens, denn diesen musst Du ganz normal bei Deiner Einkommensteuer angeben. (kleiner Side Tipp: Versuche daher Deinen Gewinn immer zu minimieren, zum Beispiel durch clevere Anschaffungen und Investitionen.)
Das bedeutet:👉 Dein Handmade-Einkommen (Dein Gewinn - also Umsatz minus Ausgaben) wird zu Deinem gesamten Jahreseinkommen dazugerechnet (egal ob Du noch einen Voll- oder Teilzeitjob oder andere Einkünfte z.B. Mieteinnahmen oder ähnliches hast). Bist Du verheiratet kommt -je nach Veranlagung im Finanzamt unter Umständen das Einkommen des Partners noch dazu- (Hier rate ich Dir eine generelle Beratung bei einem Steuerberater).
Somit wird alles an Einkünfte in einen Topf geworden und das wird dann als Grundlage genommen für Deine Einkommenssteuer.

👉 Durch all die Aufrechnungen aus weiteren Einkünften ist Dein Kleinunternehmen somit nicht (Einkommens-)steuerfrei. Du zahlst also hier Einkommenssteuer, es kann sogar sein, dass Du insgesamt in eine höhere Tarifzone und Steuersatz rutschst und Anteilig mehr Steuern zahlen musst.
Mein Tipp: Rechne einmal mit Deiner letzten Steuererklärung und Deinem Wunschumsatz alles durch und schaue, ob sich Veränderungen ergeben würden. (Online findest Du Rechner, sowie die Tarifzonen)
Achtung auch bei Elterngeld und Kleinunternehmen! Da das Elterngeld in der Elternzeit auf das Einkommen aus Deinem Kleinunternehmen angerechnet wird, lohnt es sich (rein aus finanzieller Sicht) nicht, das Kleinunternehmen während der Zeit zu betreiben, und ich empfehle daher meist, das Unternehmen in der Zeit ruhen zu lassen.
Noch ein kleiner Rand Tipp für 2025: Wenn Du innerhalb eines Kalenderjahres die Umsatzgrenze überschreitest (aktuell über 25.000 € Jahresumsatz), musst Du sofort Umsatzsteuer abführen – sogar rückwirkend ab Januar. Das bedeutet viel Papierkram und ggf. auch peinliche Gespräche mit Deinen Kundinnen, falls Du Nachforderungen stellen müsstest. 😬
Deshalb: Lieber gut planen, regelmäßig Umsätze checken und bei Unsicherheiten frühzeitig mit Steuerberatung absichern.
Puhh das war jetzt viel. Kannst Du noch? Dann kommt jetzt noch ein letzter Mythos der sich wacker hält.
Mythos 3: "Ich bin ja nur Kleinunternehmerin
Hier kommt der nächste große Irrglaube: Nur weil Du Kleinunternehmerin bist, heißt das nicht, dass Du von allen rechtlichen Anforderungen befreit bist.
Ganz wichtig:
Impressumspflicht gilt für Dich genauso ✅
DSGVO (Datenschutzgrundverordnung) musst Du beachten ✅
Falls Du Produkte verkaufst, die spezielle Normen brauchen (z.B. CE-Kennzeichnung bei Spielzeug), gelten diese Regeln auch für Dich ✅
Kleinunternehmerin zu sein bedeutet in erster Linien steuerliche Erleichterungen – aber keine Sonderbehandlung bei Gesetzen oder Verbraucherschutz! Rechtlich gibt es dennoch Unterschiede welche Art Deine Kunden sind. Verkaufst Du an den Endverbraucher handelt Dein Unternehmen B2C (= also Business to Consumer) oder hast Du Geschäftskunden, weil Du z.B. Plotterdateien für Kleinunternehmerinnen verkaufst, dann handelst Du B2B (= also Business to Business). Hier gibt es Unterschiede im Bereich Widerrufsrecht, aber auch im E-Mail Marketing. Einige weitere Pflichten und Rechte sind ebenfalls Unterschiedlich.
Unabhängig von der Art Deiner Kunden gibt es manchmal kleine Unterschiede z.B. bei den Beiträgen zur Berufsgenossenschaft. Aber generell lässt sich sagen: Nur weil Du ein Kleinunternehmen hast, musst Du vieles nicht beachten ist falsch! Eher im Gegenteil: Der Großteil gilt auch für Kleinunternehmen bis auf einige wenige Ausnahmen. Wichtig bei allem: Du bist voll verantwortlich. 💪
Deshalb: Lieber sicher gehen, rechtlich auf Nummer sicher sein – das schützt Dich und Dein Handmade Business langfristig.
Fazit: Wissen ist Handmade Queen-Power!
Handmade Queen, ich hoffe, ich konnte Dir heute ein bisschen Licht ins Dunkel der Kleingewerbe-Mythen bringen.
!🌟Wissen schützt Dich und Dein Business, es sorgt dafür, dass du dich sicherer fühlst – egal, ob Du gerade Dein Handmade Business aufbaust oder schon mittendrin steckst.
Wenn du Dein Business gerade aufbaust, ist vielleicht der Blogbeitrag auch interessant für Dich. 👉 Handmade Shop erstellen - was muss ich beachten beim Aufbauen.
Wichtig: Das ersetzt keine Rechtsberatung! Diese biete ich nicht an. Ich empfehle ausdrücklich rechtliche Beratung nur von Fachkräften anzunehmen! Alle Inhalte sind nach bestem Wissen und Gewissen aufbereitet. Bitte belese Dich immer für tagesaktuelle Änderungen
Комментарии